Ich wusste es insgeheim,
Ich muss ganz bei mir sein,
herausfinden, wer ich wirklich bin.
Ich bin meinen Kindern genau diese Person schuldig.
Wir sind eine Generation, die über Erziehung anders dachte, als unsere Eltern.
Ich habe Raum gegeben, losgelassen, Toleranz gepredigt, den Kindern beigebracht eine eigene Meinung zu haben, dafür einzustehen. Zumindest kann ich behaupten, dass mir das wichtig war.
Habe ich das auch von mir selbst verlangt?
Habe ich all das selbst gelebt?
Halten sie mir nicht einen Spiegel vor?
Sind sie gar enttäuscht, weil sie bemerken, dass ich meinem Bild von mir selbst entfernt bin?
Dass ich selbst nicht wage, was ich Ihnen aus Überzeugung mitgeben wollte?
Niemals hätte ich es gewagt meine Eltern in diese Situation zu bringen, niemals gewagt mit kalter Ehrlichkeit meiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, den Kontakt abzubrechen.
Warum nicht?
Was hat mich zurückgehalten?
Hätte ich mir diesen Mut nicht manchmal gewünscht?
Diese Traurigkeit und Sehnsucht, die mich manchmal überschwemmt…
Doch was sagt mir ihr Verhalten? Könnte es mich nicht auch wachrütteln?
Bringen sie mich nicht auch in die Verantwortung nachzudenken, tiefer zu gehen?
Es ist nicht Schuld, die mich quält, ab und an.
Es ist das Gefühl nicht klar gesehen zu haben.
Es ist das Gefühl nur halb zugehört zu haben.
Es ist das Gefühl geplappert zu haben.
Es ist das Gefühl etwas verlangt zu haben, das ich selbst nicht gelebt habe.
Ich fühle mich mit meinen Werten konfrontiert, mit meinen Prinzipien, meinem Weltverständnis, meinen Gedanken über die Liebe, meiner Vorstellung vom Leben.
Und ich stelle mich dieser Anforderung, ich schaue genau, ich höre gut zu, ich prüfe, ich frage mich!
Was davon bin ich?
Durch Ihr handeln zwingen sie mich zum Nachdenken.
Das ist gut so.
Ich habe in mir selbst um die Liebe gekämpft.
Und auf ihre Weise tun sie das auch.
Kämpfen wir vielleicht um unsere Grenzen?
Um freie Entscheidungen treffen zu können?
Und nun, wo das Selbst an Konturen gewinnt, können Grenzen ihre Wichtigkeit verlieren, werden nicht mehr benötigt, um für sich selbst zu stehen.
Ist es nicht meine Verantwortung, meinen Kindern und dem ganzen Leben gegenüber, diese Freiheit zu erlangen?
Wenn dem so ist, dann ist dieser lange Weg jede Träne wert.
Es war schon ein weiter Weg bis hierher, er ist noch nicht zu Ende.
Aber unsere Wege beginnen sich zu kreuzen.
Ich wachse in mein Selbst, und sie kommen mir näher.
Vorsichtig, aus freien Stücken, findet Begegnung statt, neugierig, scheu noch.
Aber ich spüre ein Lächeln in der Luft.
Als andere Menschen werden wir uns begegnen.
Die Liebe bleibt die Liebe.
GK