Kontaktabbruch | Entfremdung | Funkstille

Am Ende ist alles gut

Tagelang, wochenlang, manchmal monatelang ist alles gut.

Und an einem Tag dann plötzlich wache ich auf und ich spüre es schon. Heut fühlt sich alles schwerer an. Ich stehe auf, dann wird es schon besser werden.

Ich kann mich nicht konzentrieren, mein Organismus möchte, dass ich mich hinsetzte und zuhöre!
Er will mit mir kommunizieren. Er ist mit dem Thema noch nicht durch. Ich setze mich hin und fange an zu weinen. Er lässt nicht nach, mein Organismus, es ist dringlich. Ich soll schon wieder nachdenken und reinspüren, er ist sich noch immer nicht sicher, glaubt mir nicht.


„Du bist vielleicht eben doch eine Rabenmutter:“ – Nein, das bin ich nicht, ich weiß das doch.

„Du hast Schuld, irgendwas an Dir ist schuld.“ – Nein, ich habe mit einem gewissen Anteil bestimmt beigetragen, aber…

„Dein Exmann ist dann halt schuld, es hat ihm so gefallen“ – Nein, ein Anteil,… ja, aber Schuld… das ist eine Abwehrreaktion meines Gehirns. So wäre es viel leichter.

„Du bist halt irgendwie komisch, da werden sie irgendwann wieder dahinterkommen, sie mögen dich nicht.“ – Nein, ich weiß, dass sie mich mögen, die Buben meine Kleine, sie haben die Ängste und Zweifel abgelegt…., und meine Große, die kann halt noch nicht, aber wenn ich nur Zeit lasse, arbeite, meine Hausaufgaben mache, dann wir sie wieder Kontakt suchen, dann….

„Sie haben sie bloß auf die Seite geschoben. Wenn du dich zeigst, wie du wirklich bist, werden sie dich erst recht nicht mögen“ – Nein, ich darf sein, wie ich bin, sie sind groß geworden, sie mögen mich wie ich bin.

Mein Kopf versucht alles, er kommt mit dem gesamten Programm. Er will die Aufmerksamkeit abziehen, er versucht mir Entspannung oder Sport vorzuschlagen, er will die Dinge ins rechte Licht rücken.
Er lässt mich recherchieren im Internet, er findet heraus, dass ich erstens nicht allein bin, zweitens es dieses Phänomen immer schon gab, wir aber im Kommunikationszeitalter leben und quasi sensibilisiert sind, dass sich die Lebensaufgaben sich durch den Gesellschaftswandel verändert haben, sowohl bei den Kindern als auch bei den Eltern. Er findet heraus es gibt keine statistisch erfassten Zahlen zu diesem Thema, alle Information diesbezüglich sind geschätzte, durch Informationen über Zugriffsdaten auf die verschiedenen Plattformen zustande gekommene Schätzungen.

Ich weiß das alles schon. Und ich bin traurig. Traurig,dass mein gesamtes System, das sich so bemüht um mein Selbst, nicht die Sicherheit und Ruhe erlangen kann, die es sich wünscht. Dass es immer wieder in Aufruhr gerät, schwankt und zweifelt.
Da sitze ich dann, und ich kann den halben Tag vergessen.
Mühsam baue ich den Selbstwert wieder auf. Und auch mein Bild von meinen Kindern füge ich wieder zusammen, zu dem was es sein soll, zu dem, an das ich glauben will. Ihretwegen, meinetwegen.
Es bleibt ein Schleier zwischen mir und der Welt für den Rest des Tages, das kenne ich schon und ich bin fast dankbar dafür. Er nimmt die Schärfe aus dem Blick, und ich fühle mich in Watte gepackt..

„Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.“ (Oskar Wilde)

G.K.