Kontaktabbruch | Entfremdung | Funkstille

Autor: Admin Gisi Kurath

Nach vorne blicken.

Entwicklungsaufgaben
Entwicklungsaufgaben

Jeder Mensch steht im Laufe seines Lebens vor Entwicklungsaufgaben. Es sind innere und äußere Herausforderungen, die wir bestehen müssen, Einladungen, uns zu verändern, zu reifen und unser Leben neu zu gestalten.

 

Bindungs – und Beziehungserfahrungen, Anforderungen der Umwelt, der Gesellschaft und der Kultur, in der wir leben, körperliche und psychische Veränderungen sowie tiefe Bedürfnisse der Seele stellen uns immer wieder vor Veränderungen. Wir nehmen Hürden, überschreiten Schwellen, entwickeln neue Fähigkeiten und gewinnen Sinn – auch dann, wenn das Leben uns schmerzhaft überrascht.

In der Adoleszenz

geht es um das Lösen aus der Familie, um Identität und Zugehörigkeit. Jugendliche fragen: Wer bin ich, und wohin gehöre ich?  Sie lernen zwischen Nähe und Abgrenzung zu balancieren.

Im frühen Erwachsenenalter

treten Themen wie Beruf, Partnerschaft und Selbstverantwortung in den Vordergrund. Es ist die Zeit, das eigene Leben zu gestalten, Beziehungen aufzubauen und Entscheidungen zu treffen, die die Zukunft prägen.

Das mittlere Erwachsenenalter

konfrontiert uns mit der Frage nach Sinn und Weitergabe. Viele Menschen tragen Verantwortung für andere – für Kinder, Partner, Eltern oder berufliche Projekte. Es ist eine Lebensphase des Gebens, aber auch der Selbstprüfung: Bin ich in meinem Leben angekommen?

In der späten Lebensmitte,

wenn Kinder erwachsen werden und das Haus verlassen entstehen neue Entwicklungsaufgaben. Loslassen, Neuausrichten und das Annehmen eigener Grenzen werden zu zentralen Themen.

Wenn ein Kontaktabbruch geschieht, wenn sie die Kinder Grenzen ziehen, die für uns Eltern unvermutet, unverständlich und vor allem als verletzend und kränkend erlebt werden, wird diese Phase besonders herausfordernd. Die natürliche Bewegung des „Loslassens“ verwandelt sich in einen Bruch, der das Selbstbild, die Identität als Mutter oder Vater, erschüttern kann.

Viele erleben es, als bliebe ihr eigenes Leben an dieser Stelle stehen.

Doch dieses späte Erwachsenenalter birgt Entwicklungsmöglichkeiten, Ressourcen können entdeckt werden, Resilienzen erfahren werden.

Es birgt die Möglichkeit der Versöhnung mit der eigenen Geschichte, den gemachten Fehlern und den Grenzen des Lebens. Es  birgt die Möglichkeit der neugierigen Selbstschau. Wer bin ich noch? Wer bin ich heute im Vergleich zu damals, als …? 

Menschen, die sich dieser inneren Arbeit stellen, entdecken oft neue Formen von Frieden und Reife. Die Frage lautet nicht mehr: Wie halte ich fest?, sondern: Wie kann ich weitergehen, ohne zu verbittern?

Schließlich führt das hohe Alter

zu einer letzten Entwicklungsaufgabe:

die eigene Endlichkeit anzunehmen und Sinn im gelebten Leben zu erkennen. Im Erkennen, dass Liebe, selbst wenn sie unerwidert bleibt, Teil der menschlichen Würde ist. Wer möchte ich gewesen sein?

Jede Entwicklungsaufgabe fordert uns heraus, unsere Geschichte neu zu erzählen. Wir können durch Wunden Weisheit schöpfen und sie weitergeben, indem wir einfach nicht stehenbleiben, sondern weitergehen. Neugierig, selbstbestimmt, verantwortungsbewusst. Wir dürfen in unseren Rollen bleiben als Eltern, Großeltern, Geschwister, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Es ist eine Frage der Haltung, des Erlebens, der Sinnzuschreibung, ob wir Verbindung über alle Grenzen spüren können.

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Literaturempfehlungen!

Zwei Romane wollen wir Euch heute empfehlen.

Ostblockherz, von Didi DrobnaWenn die Tage länger werden, von Anne Stern

  • Kontaktabbrüche vollziehen sich manchmal unscheinbar, beginnen mit Entfremdung, gefolgt von Rückzug. Niemand hat bemerkt, vorerst, dass ein Abstand entstand.
  • Ab wann ist ein Abstand ein Kontaktabbruch?
  • Wer definiert ihn, bezeichnet ihn, benennt ihn mit dem Wort „Kontaktabbruch“?
  • Bedeutet die Situation für alle dasselbe?
  • Welche Dynamik ist durch den Kontaktabbruch verändert?
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Empfohlene Romane zum Thema

 

Sachbücher sind hilfreich. Doch es sind auch die Geschichten, die erfunden, autofiktionalen, autobiografischen, die uns Bericht geben von den Erlebnissen und Empfindungen anderer. Vor langer Zeit, vor kurzer Zeit, jetzt. Sie geben uns Zeugnis vom Erleben und dem Umgang mit Kontaktabbrüchen quer durch die Generationen.

Was war anders, was bleibt gültig? Wo finden wir uns wieder? In welcher Rolle?

Was berührt Dich?

Abschied von den ElternPeter Weiss

Alle immer wegen damalsPaula Irmschler

Die Wahrheiten meiner MutterVigdis Hjorth

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehenAnna Brüggemann

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