Kontaktabbruch | Entfremdung | Funkstille

Kategorie: Blog

Wir feiern Geburtstag!

 

„Wie soll der Verein heißen?“

„Das Haus von morgen.“ Denn es geht immer weiter.

„Hallo! Ist da jemand?! Dem es geht wie mir? Der nicht verstehen kann? Wie ich? Der sprachlos erschrickt, mit einem Herz, das büllt? Wonach? Warum? Warum Ich?  Warum wir?!“

Es hat gut getan zu erfahren: Ich bin nicht allein! Nicht die einzige.

Heute, sechs Jahre später, sieht die Welt dann doch anders aus. Es brüllt nicht mehr. Das Herz, es spricht.

Viel habe ich mir angesehen, gesucht in mir, rund um mich, gefragt, gesprochen, gedreht, gewendet. Zugehört. Beleuchtet. Ich habe Antworten

gefunden und neue Fragen. In meinem Innersten habe ich gesucht, betrachtet, geordnet und einen gangbaren Weg gefunden. Der Weg ist voller Hürden, manchmal. Immer noch. Oft jedoch (meistens!) ist er breit, freie Sicht auf lange Strecke, Stolpersteinchen und leichter Nebel inklusive. Ja, durchaus. Es kann immer etwas passieren. Eine enge Passage, Geröll, Steinschlag, Pfützen, dann bald wieder ein lauschiger Spazierweg. Mit ausreichend Neugierde im Gepäck sammle ich Schätze am Wegesrand. Ich bewahre die Schätze sorgfältig auf.

Vielleicht wird sie einmal jemand brauchen können?

 

„Mitten im Winter habe ich schließlich gelernt, dass es in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt.“ (Albert Camus)

„Die Kinder sind erwachsen, die Enkelkinder klein. Es sind einige, und ich bin die Omi. Ich hab´sie lieb, auch wenn ich sie nicht alle kenne. Und stolz, ja, das bin ich auch. Wenn auch leise, ganz für mich. Das Herz spricht und meint: „Omi ist Omi, Mama ist Mama, wer kann das denn ändern? Freu´ dich, alles geht weiter.“

Und ich freu mich, fühle mich verbunden, trotzdem.

Der Weg, er hat in erster Linie zu mir selbst geführt. Ich habe Seiten, Talente, Interessen an mir entdeckt, für die ich früher nicht die Zeit oder Notwendigkeit hatte, sie zu entdecken. Ich habe Menschen an meiner Seite, die mich konsequent und schon lange begleiten. Ich habe neue Freunde und Bekannte kennengelernt, die mich unterstützen und wertschätzen. Das genieße ich, dafür bin ich dankbar, und ich gebe gerne vom Geschenkten an andere weiter. „Ich bin nicht ausschließlich Omi, nicht ausschließlich Mama.“

DAS HAUS VON MORGEN hat als Selbsthilfegruppe begonnen: Ich war nervös, aufgeregt. Worüber werden wir sprechen? Kann ich überhaupt darüber sprechen? Hilft es uns weiter? Die anfangs monatlichen, heute vierteljährlichen Treffen waren/sind gehaltvoll und wir haben viel probiert. Tatsächlich wird auch viel gelacht.

Die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit dem Thema Kontaktabbruch. Es gilt, am Ball zu bleiben und sich forschend damit auseinanderzusetzen. Die Gesellschaft und mit ihr die Kommunikation verändern sich stetig, somit auch der Blick auf das Thema Familie und der allgemeine Umgang der Menschen miteinander.

Die Gruppe der Unterstützer:innen innerhalb des Vereins ist stabil. Danke, liebe Claudi, Gerald, Barbara, Beatrix, Lisa! Projekte und Kooperationen sind entstanden. Wir lesen, halten die Ohren offen, informieren uns, bleiben neugierig. Was wird gebraucht? Was unterstützt wirksam?

Abschlussarbeit Kontaktabbruch im Traumakontext

Reframing Family (ein Fotoprojekt mit DIE GRAPHISCHE/WIEN

Jerusalema – das war ein Spaß 🙂

Studio 2/ORF

NEU! Gruppe 2

PODCAST 2024

Das Leben bleibt Veränderung, keine Schablone passt. Jede persönliche Geschichte ist individuell, braucht Geduld, Mitgefühl, Forscherdrang, Durchhaltevermögen, Neugier, Beistand. Und vor allem Mut. Den Mut zu sprechen, sich mitzuteilen, sich selbst zu befragen, sich befragen zu lassen, die Antworten aus dem Inneren, jene von anderen zuzulassen. Dann zeigt sich ein Weg. Courage und Vertrauen sind meine Begleiter, waren anfangs ganz klein, heute gehen wir auf Augenhöhe dahin. Wohin? Immer weiter.

Menschen kommen, werden ein Teil des „Haus von morgen“, sind Besucher:innen, verabschieden sich, schauen wieder einmal vorbei, später, nach Bedarf, kontinuierlich. 

In den Einzelgesprächen neben der Gruppenarbeit kommt viel zu Tage, schmerzt manchmal, kann vertieft und individuell bearbeitet werden. Jede/r sucht einen angemessenen Umgang mit ihrem/seinem Thema. Jeder mitgeteilte Versuch, einen zuversichtlichen Umgang mit der Belastung zu finden, jede Sichtweise, die Offenheit darüber zu sprechen –

gemeinsam bringt es uns weiter.

Happy Birthday, DAS HAUS VON MORGEN!

 

 

 

Mut haben.

Betroffenenbeitrag

Ich weiß nicht, ob ich mir mit meinem Schreiben Minuspunkte bei anderen einhandle, aber nach 20zig Jahren des absoluten Wahnsinns, Leiden, Trauer, Depression, Suizidgedanken, Ausgrenzungen, Stigmatisierungen, Zurückweisungen, Ignoranz, Aufenthalte in der Psychiatrie, Pseudo-Therapien, habe ich beschließen müssen, meine Türen für immer zu schließen und sie meinen Kindern nie wieder zu öffnen.

Ich habe sehr viel über dieses Phänomen und dessen Auswirkungen gelesen, da ich keine Ahnung davon hatte. Obwohl dieses Phänomen seit den 70ziger bekannt und dokumentiert wurde, durch einen deutschen Kinderarzt und dieser ausdrücklich davor warnte, so ist dieses Phänomen nach wie vor kein wirtschaftlich interessantes, also auf sozial-ökonomischer Basis. Weit gefehlt. Traurige Rekorde liegen vor, die einfach keinen Platz in der Gesellschaft haben, finden, da es unangenehme und „eigen verschuldete“ sind.

Ich habe 20 Jahre versucht mir alle mögliche Hilfen zu holen, habe gebettelt, gebetet, verhandelt, bin von einer Tür zu nächsten und wieder zur anderen gegangen, immer in der innigen Hoffnung und Bitte, jemand möchte, will mir doch bitte dabei helfen, meine Kinder wiederzubekommen.

Auch habe ich in diesen Jahren unbewusst angefangen, faule Kompromisse zu machen. Ich fing an, anderen Menschen noch mehr zu helfen, für sie da zu sein, ihnen zuzuhören usw. in der Hoffnung, dass sie dann auch mir irgendwie helfen würden, wenn ich wieder einmal im Sumpf einer schweren Depression festsaß und nur mehr daran dachte, meinem Elend und Leid ein Ende zu bereiten, da mein Schmerz so wahnsinnig und riesig war.

Da ich von Haus aus ein hilfsbereiter Mensch bin, war, ging ich davon aus, dass sich Menschen einfach helfen und unterstützen. Das war wohl sehr naiv. Es hat mir aber gezeigt, wie Menschen nun mal ticken und wie grenzenlos egoistisch und berechnend sie sein können. Hinzu kamen dann auch noch viele andere Schwierigkeiten und Schicksalsschläge, die eigentlich eh schon ausreichend wären und die mich jeden Tag fordern.

Irgendwann musste ich mich aber dann wirklich entscheiden. Gehe ich diesen Weg des Wahnsinns weiter und lande immer wieder vor demselben Ergebnis, bleibe ich im Sumpf des Wahnsinns stecken oder stehe ich auf und kümmere mich endlich um mich. Ich kann, will nur für mich sprechen, aber das Aufstehen war enorm schwer, das Geradestehen fällt noch immer nicht leicht und das Gehen funktioniert nur mit Hilfe von Medikamenten, Feldenkrais Methode, Gespräche mit einem ganz lieben Sozialarbeiter, den mir der Himmel schickte und bei dem ich hoffe, er hält es mit mir durch und aus. Morgen darf ich wieder in die Ambulanz zum Gespräch und ich habe als Danke einen Kuchen gebacken.

Ich kann nicht sagen: Der Weg war das Ziel und hätte ich nicht all das durchgemacht, dann wäre ich heute nicht der Mensch, der ich bin und ich sei dankbar für all diese Erfahrungen. Nein, das wäre, ist Bullshit und weil ich dafür einfach noch viel zu sauer und enttäuscht bin.

Ich kann nur sagen, schreiben: Ich weiß heute ganz genau, mit wem ICH den Kontakt abbreche und warum. Nicht aus Enttäuschung oder Frustration. Nein, es ist mein blanker Überlebenswille. Ich kann heute noch nicht genau sagen, wohin mich meine neue Lebensreise führt, aber ich kann genau sagen, schreiben, wer bei dieser Reise nie und nicht mehr dabei sein wird, nämlich das vergangene Elend und die Mit-Verantwortlichen.

Ich habe es auch verdient gesund zu werden und ich freue mich schon darauf, endlich um diese Ecke blicken zu können, hinter welcher ich ganz viel Schönes, Freundliches, Gutes und Aufrichtiges sehen, finden kann und werde. Auch wenn es noch seine Zeit braucht.

Es tut mir leid, dass ich niemanden aus meiner Vergangenheit dorthin mitnehmen werde. Aber es ist mein Leben. Warten macht krank, auf etwas hoffen, das vielleicht eintritt oder auch nicht, macht krank. Kinder habe so viel mehr Kraft und Ausdauer und ich hatte noch dazu drei von ihnen, die deshalb auch eine dreifache Energiebündelung vorweisen.

Natürlich macht es mich auch traurig, mich endgültig, auch von ihnen abzuwenden. Ihnen auch einfach nur alles Gute zu sagen, zu wünschen. Nur habe ich ihnen alles gegeben, was mir möglich war und das war dennoch nicht genug. Ich habe keine Ahnung, ob ich jemals wieder „alleine“ Stehen, Gehen, Laufen kann, aber verdammt noch mal, sie sind nun alle erwachsen und können gut auf sich selbst aufpassen. Leben heißt lernen. Und vielleicht haben auch „meine“ Kinder irgendwann einmal die Einsicht, dass ich für nichts mehr schuldig gesprochen werden kann und das noch dazu in meiner Abwesenheit.

Was sie nicht verstanden haben und verstehen wollten oder konnten, weil es nicht in ihr Leben passte und weil ich nichts anderes tat, als es allen recht zu machen. Und selbst das war oft nicht gut genug und zu wenig.

Ich wünsche allen Betroffenen: Irgendwie die Kraft zu haben, zu finden, aufzustehen, sich die Wunden gut zu versorgen und sich nichts mehr gefallen zu lassen. Liebe heißt auch für sich selbst verantwortlich zu sein und sich nicht für etwas aufzusparen, das vielleicht passieren wird oder auch nicht.

Es hilft mir in so manch schwerer Stunde, Abstand von der Vergangenheit zu gewinnen, wenn ich von all den Schicksalen lese. Weil ich dann weiß, dass ich nicht verrückt bin. Ich weiß aber noch nicht, wie ich mit Menschen umgehen soll, deren Leben durch diese Schicksalsschläge auch zu etwas wurde, das sie weder kannten, noch wollten.

Ich weiß, dass ich die Kraft habe, mich von all den Menschen abzuwenden, die mich in meiner Not einfach in Stich gelassen haben, da es für sie einfacher und bequemer war. Dieses Phänomen ist brutal und zerstörerisch und gehört niemals tot geschwiegen, da es jeden betreffen kann. Ganz schnell, leise und unaufhaltsam und wenn es nicht endlich auch von sozial-ökonomischem Interesse werden wird, wird es sich immer weiter, mit Elend und Trauer, dick und fett fressen.

Denn eines bin ich mir heute sicher, es ist bei Gott nicht normal, schadet den Kindern mehr, als es gut für sie ist/wäre. Und hinterlässt eine Spur der Verwüstung, Trauer, Wut, Schmerz und Leid. Es bedarf sehr viel Mut aufzustehen und darüber zu sprechen und sich all denen entgegenzustellen, die dieses Phänomen als Eigenverschulden abtun und es noch immer keinerlei Bezugstherapien gibt, da es einfach ein Tabuthema und wirtschaftlich uninteressant ist? Aber was hätten wir denn noch zu verlieren, wenn wir nicht endlich auch all den Gutmenschen den Spiegel des Narziss hinhalten, bis es uns dafür einfach zu dumm geworden ist.

Rituale | Spiel | Sinn

Der Jahresrhythmus ist begleitet von einer Menge Rituale. Manche davon sind so integriert und
selbstverständlich, dass wir über ihren Wert und Sinn gar nicht mehr nachdenken. Ich nütze den
Jahreswechsel dazu ein paar Gedanken dazu in Worte zu fassen.
Denn der Wert der Rituale ist beachtlich. Sie strukturieren unser Leben, rücken zurecht, sind Verstärkung
und bieten Halt.
Es ist der 1. Jänner, ich widme meine Gedanken dem spielerischen
Ritual des Orakelns.
Einst war Delphi, Griechenland, der Nabel der Welt. Hier wurden Kriege entschieden, Schicksale
besiegelt, Politik gemacht.
In Delphi weissagte das wohl berühmteste Orakel der Antike. Im Apollotempel formulierte die Priesterin
Pythia die Antwort des Orakels und hinterließ die Fragenden oftmals ratlos auf Grund der bekommenen
Antworten. Weiterlesen…